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43. Montagsdemonstration
Ein weiterer Montag, eine weitere Demonstration. Diesmal ohne grössere Vorkommnisse, nur das mitten während der Rede von Gangolf Stocker der Bagger wieder losdröhnte. Der Baggerführer hat genüsslich den Ausleger hochgehoben, mehrfach die Beißzange rotiert und sich dann weiter daran gemacht, den Nordflügel "schonend zurückzubauen". Anders als beim letzten Mal - wo sie nach (!) der Demo nochmal angefangen haben - hat hier wenigstens Stocker noch beschwichtigend eingreifen können. Einige (drei) Demonstranten haben aber das Hamburger Gitter überstiegen und sich abführen lassen, was am Abend von der StZ als "Aktivisten übersteigen Absperrung" verwurstet wurde. Ich habe mich jedenfalls über beide Vorfälle sehr geärgert, da ich mich frage, ob bei dem Abrissunternehmen noch alle Steine fest am Nordflügel sitzen. Ich rege mich nicht so sehr über den Abriss an sich auf, denn da ist die Lage nun mal leider klar, die Bahn und das Unternehmen sind dazu leider berechtigt. Ich rufe daher auch nicht bei jeder Bewegung des Greifarms "Provokation!". Nur ist es eine andere Sache, hier scheinbar gezielt (oder aus himmelschreiender Ignoranz) Öl ins Feuer zu gießen und die dort stationierten Polizisten einem hohen Risiko auszusetzen. Ansonsten war die Demo heute eher durchwachsen. Leid tat es mir eher um die Fledermäuse, die durch den Abriss aufgeschreckt wohl wirklich ziellos durch den Bahnhof geflattert sind. Unter normalen Bedingungen hätte man vielleicht bessere Wege gefunden, diese Tiere umzusiedeln. Über die ich mich in der Vergangenheit öfters gefreut habe, denn in meiner Kindheit und Jugend waren Fledermäuse Tiere aus Vampirgeschichten und kein realer Bestandteil der Fauna. Es war für mich ein gutes Zeichen, in den letzten Jahren immer wieder welche zu sehen. Von der angeblichen Teilnehmerzahl der Veranstalter wollen wir lieber schweigen, ich persönlich bin der Auffassung, dass diese Zahlenspielchen reine Zeitverschwendung sind. Ich denke, es ist jetzt ein Punkt der Stagnation gekommen; Montags kann man mit 7000 bis 10.000 Teilnehmern rechnen und Freitags (bzw. diesmal Samstags) mit 30.000 bis 50.000. Es ist jetzt auch alles gesagt, die Fakten sind auf allen Seiten bekannt, und ohne einen neuen Skandal auf der Projektseite kann man den Protest gewissermaßen nur "verwalten". Das führt dazu, dass es eine gewisse Fluktuation gibt; die Bereitschaft wächst, mal einen Demotag ausfallen zu lassen und sich wieder anderen Dingen zu widmen. Die sechs Monate bis zur Wahl werden lang werden und zwangsläufig auch kalt. Leider erscheint es realistisch anzunehmen, dass die CDU keinerlei Interesse an einer politischen Lösung des Konflikts hat. Wozu? Sie werden ihre Ergebnisse nicht mit einem Baustopp verbessern, also werden sie weitermachen und ihre Interessensgruppen befriedigen. Mit einem Baustopp würden sie nur Grün-Rot die Koalition auf einem Silbertablett liefern. Auf der anderen Seite ist die Polizei (ähnlich kaputtgespart wie die Bahn) bereits überlastet, und mit der Bundesliga und zu erwartenden Grossprotesten gegen die Atompolitik der Regierung wird diese Situation wohl kaum entschärft. Der Herbst könnte also interessant werden. Dieser Text ist Teil der Serie Stuttgart 21 Auf Nichtmehr-Wiedersehen, Hauptbahnhof KommentierenBitte beachten: Kommentare sind nicht sofort sichtbar, sondern werden erst nach einer kurzen Prüfung freigegeben, sofern keine rechtliche Beanstandung vorliegt. |